Ob Kinder oder Erwachsene – Privatdetektive faszinieren Menschen aller Altersschichten und jeder Herkunft. Manche von ihnen werden so prominent, dass sie scheinbar ein Eigenleben entwickeln und von vielen Menschen für reale Personen gehalten werden. Und tatsächlich stehen hinter Figuren Sherlock Holmes mitunter historische Vorbilder.
Der größte Detektiv der Literaturgeschichte
Als 1887 Sir Arthur Conan Doyle die erste Kurzgeschichte mit Sherlock Holmes veröffentlichte, schuf er damit eine vollkommen neue Erzählweise in der Literatur. Anstatt durch zufällige Ereignisse oder gar übernatürliche Geschehnisse löste der Meisterdetektiv seine Fälle durch gute Beobachtung und kühle, rationale Überlegung. Vorbilder waren unter anderem der Medizinprofessor Dr. Joseph Bell, von dem Sherlock Holmes seine genaue Beobachtung übernahm wie auch frühe Kriminalisten wie Eugène François Vidocq. Der ehemalige Betrüger, Deserteur und Freibeuter stieg im 18. Jahrhundert zum ersten Chef der späteren Pariser Kriminalpolizei auf und entwickelte neue Methoden wie Karteikarten zur Identifikation von Verdächtigen oder Experimente zur Analyse forensischer Spuren. Mit Dr. Watson steht dem eigensinnigen und oft auch arroganten Privatdetektiv ein liebenswürdiger, aber intellektuell deutlich unterlegener Gehilfe zur Seite – der Prototyp des typischen Ermittlergespanns war geboren. Bemerkenswert ist auch Sherlock Holmes eigensinnige Moral – so lässt er etwa aus persönlichem Gerechtigkeitssinn eine Mörderin entkommen.
Agatha Christie – „Beste Kriminalautorin des Jahrhunderts“
Mit Hercule Poirot und Miss Marple schuf Agatha Christie gleich zwei der bekanntesten Privatdetektive des 20. Jahrhunderts und erhielt dafür posthum die Auszeichnung als „Beste Kriminalautorin des Jahrhunderts“.
Im Laufe ihres literarischen Lebens veröffentlichte die Britin neben zahlreichen Kurzgeschichten, zwei Autobiografien und fast zwei Dutzend Theaterstücken 66 Romane. Im Mittelpunkt zahlreicher Geschichten stehen dabei ihre zwei berühmtesten Charaktere, die beide der britischen Oberschicht entstammen und immer sehr sauber und ordentlich gekleidet sind. Im Gegensatz zu Sherlock Holmes, der mitunter negative Seiten besitzt und beispielsweise öfter Drogen konsumiert oder aus Langeweile mit seinem Revolver Löcher in die eigene Zimmerwand schießt, sind Hercule Poirot und Miss Marple zwar eigensinnig, verstoßen aber kaum gegen die strengen gesellschaftlichen Vorschriften der damaligen Gesellschaft. Allen drei ist jedoch gemeinsam, dass ihre Geschichten häufig historische und regionale Tatsachen aufgreifen. Viele Leser hatten deshalb den Eindruck, es handele sich nicht um erfundene, sondern um reale Figuren.
Bereits die Jüngsten ermitteln erfolgreich
Bereits wenige Jahrzehnte nach dem Auftreten von gewissenhaft und analytisch arbeitenden Detektiven wurden auch die ersten Kinder- und Jugendromane mit jungen Hauptdarstellern veröffentlicht. Einer der erfolgreichsten, der gleichzeitig eine vollkommen neue Erzählweise für Kindergeschichten begründete, war „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner. Abseits vom moralisierenden und belehrenden Ton, der bis dahin vorherrschte, erzählt Kästner die spannende Geschichte vom 12 Jahre alten Emil, der im Berlin der 20er Jahre zusammen mit anderen Kindern einen gefährlichen Verbrecher überführt.
Video: Emil und die Detektive Trailer
Mit Kalle Blomquist schuf Astrid Lindgren ihren eigenen, kindlichen Meisterdetektiv. Inspiriert von seinen großen Vorbildern Sherlock Holmes und Hercule Poirot liegt Kalle häufig im Garten unter einem Baum und träumt von großen Abenteuern. In drei Romanen überführt er anschließend tatsächlich Juwelendiebe, Spione und sogar einen heimtückischen Giftmörder.
Detektive – bis heute ein Mythos
Der Privatdetektiv ist zwar ein sehr junger Berufszweig, hat aber innerhalb kürzester Zeit eine ungemein hohe Popularität errungen. Das liegt nicht zuletzt an seinen Hauptvertretern, die die Vorbilder für nahezu sämtliche späteren Ermittler und Teams darstellen. Abenteuer, Gefahr, Neugierde und intellektuelle Herausforderungen machen bis heute den Reiz der Detektivgeschichten aus, die viele Menschen ihr Leben lang faszinieren. Und auch wenn im tatsächlichen Leben oft langwierige Observationen zum Alltag eines Detektivs gehören – spannende Erlebnisse hat jeder von ihnen zu erzählen.
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